Bitcoin Halving erklärt: Was bedeutet das Halving für den Bitcoin-Preis?

Apr 8, 2024 | Bitcoin

Das Konzept des Bitcoin Halving ist eines der wichtigsten Konzepte rund um Bitcoin. Letztendlich geht es dabei darum, die Knappheit von Bitcoin zu steuern, indem die Belohnungen für das Mining über die Jahre reduziert werden. Dieser Artikel beleuchtet, was es mit dem Bitcoin Halving auf sich hat, warum es für Bitcoin so wichtig ist, und was es für den Preis bedeutet.

Warum das Bitcoin-Halving?

Bitcoin wurde von Satoshi Nakamoto als knappes digitales Gut konzipiert, dessen maximale Menge auf rund 21 Millionen Einheiten begrenzt ist. Diese Beschränkung ist im Code von Bitcoin verankert – es werden niemals mehr als 21 Millionen Bitcoins in Umlauf sein. Diese von vornherein festgelegte Knappheit ist einer der wesentlichen Vorteile von Bitcoin und trägt dazu bei, dass Bitcoin – aufgrund einer ähnlichen Knappheit – oft als „digitales Gold“ bezeichnet wird.

Die technische Umsetzung einer Obergrenze von 21 Millionen Bitcoins ist technisch gesehen eine Herausforderung. Es gibt dabei theoretisch verschiedene Möglichkeiten, diese Grenze umzusetzen:

  • Man hätte zum Start des Bitcoin-Netzwerks einmalig 21 Millionen BTC schaffen und danach keine weiteren Bitcoins mehr ausgeben können.
  • Eine andere Option wäre gewesen, über einen festgelegten Zeitraum hinweg kontinuierlich linear neue Bitcoins auszugeben, bis man sich der Grenze von 21 Millionen annähert, woraufhin die Ausgabe neuer Bitcoins abrupt auf null gesetzt würde.
  • Die dritte Möglichkeit, die auch Satoshi Nakamoto wählte, sieht vor, dass über die Jahre hinweg immer weniger neue Bitcoins erzeugt werden, bis die 21 Millionen Einheiten erreicht sind. Dieser Prozess führt dazu, dass Bitcoin zunehmend knapper wird – und in diesem Sinne die Knappheit über die Jahre hinweg gesteigert wird. Um genau zu sein, halbiert sich die Menge an neu “geschürfter” Bitcoins ungefähr alle 4 Jahre. Daher auch der Begriff “Halving”.

Das Halving im Detail

Die Bitcoin-Menge hat sich seit Start des Bitcoin-Systems in 2008 wie folgt entwickelt:

  • Jahre 1 – 4: Miner werden mit 50 BTC pro Block belohnt
  • Jahre 5 – 8: Miner werden mit 25 BTC pro Block belohnt
  • Jahre 9 – 12: Miner werden mit 12,5 BTC pro Block belohnt
  • Jahre 13 – 16: Miner werden mit 6,25 BTC pro Block belohnt
  • Jahre 17 – 20: Miner werden mit 3,125 BTC pro Block belohnt
  • Dieser Prozess setzt sich fort, bis die maximale Menge an Bitcoins (fast) erreicht ist.

Durch dieses systematische Halbieren der Block-Belohnung wird sichergestellt, dass die Gesamtmenge der Bitcoins, die in Umlauf gebracht werden können, niemals die festgelegte Obergrenze überschreitet. 

Was wird halbiert?

Es wird nicht der Bitcoin-Preis halbiert, wie manche Medien schreiben. Es wird auch nicht die Gesamtmenge an Bitcoins halbiert. Sondern es wird die Anzahl an neu erzeugten Bitcoins pro Block halbiert, was eine Verlangsamung des Wachstums der Bitcoin-Menge bedeutet. Das ist letztendlich essentiell für die Knappheit Bitcoins.

Was bedeutet das anstehende Halving ökonomisch?

Wir befinden uns im 16. Jahr nach der Einführung von Bitcoin und derzeit werden 6,25 Bitcoins pro Block als Belohnung ausgeschüttet. Das entspricht etwa 900 Bitcoins täglich bei einer durchschnittlichen Findungsrate eines Blocks alle 10 Minuten. Dies resultiert in einer jährlichen Wachstumsrate der Menge von etwa 1,8%, was der Wachstumsrate von Gold, die auf circa 1 bis 1,5% geschätzt wird, nahe kommt.

Der festgelegte Ausgabe-Plan von Bitcoin sieht nun eine weitere Halbierung vor, die um den 20. April herum erwartet wird. Allerdings ist das genaue Datum aufgrund der Natur des Bitcoin-Minings, das alle 210.000 Blöcke ein Halving vorsieht, im Vorhinein nicht exakt vorhersehbar ist. Ein genauerer Countdown kann auf der Webseite des Blocktrainers unter https://www.blocktrainer.de/live-countdown-zum-bitcoin-halving-2024/ eingesehen werden. 

Nach der Halbierung werden nur noch 3,125 Bitcoins pro Block, also circa 450 Bitcoins täglich, erzeugt, was die Wachstumsrate auf ungefähr 0,9% pro Jahr reduziert – damit wird Bitcoin auch im Vergleich zu Gold noch knapper. Blicken wir vier Jahre in die Zukunft, wird die Menge an neu erzeugten Bitcoins erneut halbiert auf dann 225 Bitcoins pro Tag, was einer jährlichen Rate von 0,45% entspricht. Und so weiter und so fort…

Die maximale Anzahl an Bitcoins wird voraussichtlich im Jahr 2140 erreicht sein, was auf den Umstand zurückzuführen ist, dass der größte Teil bereits geschaffen wurde. Bislang sind bereits 19,7 Millionen BTC geschürft, was 94% der maximalen Menge von 21 Millionen Bitcoins entspricht. Die schrittweise Halbierung der Belohnung für das Mining nähert sich asymptotisch der Obergrenze an, sodass wir uns langsam, aber sicher den maximal möglichen 21 Millionen Einheiten annähern.

Abbildung 1: Das Bitcoin-Angebot im Zeitverlauf

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Quelle: BlockPit

Was bedeutet das Halving für die Miner?

Ähnlich wie bei Gold, das auch den Goldschürfenden nach der Förderung zugeteilt wird, werden auch die neu geschaffenen Bitcoins den Minern zugeteilt. Miner sind denjenigen Akteuren im Netzwerk, die Transaktionen bestätigen und neue Blöcke finden. Sie lösen komplexe mathematische Rätsel. Der erste, der es schafft, das Rätsel zu lösen, erhält als Belohnung die neu geschürften Bitcoins, bekannt als Block Subsidy, sowie die anfallenden Transaktionsgebühren.

Die anstehende Halbierung der Bitcoin-Miner-Belohnung von 6,25 auf 3,125 BTC pro Block könnte dazu führen, dass Miner mit geringeren Anreizen konfrontiert werden. Einige könnten in der Folge ihre Mining-Aktivitäten einstellen. Dies wird letztendlich erwartet, da die Miner ihre Betriebskosten – für Strom, Hardware und ähnliches – decken müssen und das Mining nach dem Halving für einen Teil von ihnen nicht mehr rentabel sein wird, was zu einem Marktaustritt führen könnte. 

Eine Verringerung der Anzahl an Minern ist zunächst negativ zu bewerten, da sie die Sicherheit des Systems beeinträchtigt. Denn je mehr Miner aktiv sind, desto widerstandsfähiger ist das Netzwerk gegen Angriffe – dazu werden wir bei Bitcoin, Fiat & Rock’n’ Roll noch eine extra Episode aufnehmen. Historische Daten zeigen, dass nach früheren Halvings die Hashrate – vereinfacht gesagt, die Rechenleistung der Miner – des Netzwerks kurzfristig oft um 20-30% zurückging. Allerdings war der Hashrate-Rückgang in der Vergangenheit nur von kurzer Dauer und es wurden nach den Halvings schnell wieder neue Höchststände erreicht. Dies kann sicherlich auch auf den tendenziell gestiegenen Bitcoin-Preis zurückgeführt werden. Interessanterweise stieg die Hashrate sogar im letzten Bärenmarkt, was als extrem unerwartetes Ereignis galt. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass diese Beobachtungen auf einer Stichprobengröße von N=3 basieren und daher keine kausalen Schlussfolgerungen getätigt werden sollten.

Was bedeutet das Halving für den Bitcoin-Preis?

Der Preis eines Gutes wird generell durch das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bestimmt: Wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt, steigt der Preis aufgrund erhöhter Zahlungsbereitschaft; umgekehrt sinkt der Preis, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt, da die Zahlungsbereitschaft abnimmt. Dies gilt auch für Wachstumsraten: Übertrifft das Nachfragewachstum das Angebotswachstum, steigt der Preis; ist das Angebotswachstum größer als das Nachfragewachstum, sinkt der Preis.

Bezogen auf Bitcoin bedeutet das in der Theorie: Durch das Halving wächst das Angebot an Bitcoins langsamer als zuvor (von 6,25 BTC auf 3,125 BTC pro Block reduziert), was bei konstantem Nachfragewachstum einen Preisanstieg implizieren würde. In der Praxis hat sich in der Vergangenheit nach jedem Halving der Bitcoin-Preis erhöht: Nach dem Halving 2012 stieg der Preis innerhalb eines Jahres um etwa 8000%, nach dem Halving 2016 um etwa 300% und nach dem Halving 2020 um etwa 500%. Was das Halving 2024 angeht, kann man die Preisentwicklung natürlich nicht vorhersagen. Nimmt man die Wachstumsrate vom letzten Halving an (!), so könnte sich ein Bitcoin-Preis von ca. 300,000€ ergeben.

Abbildung 2: Bitcoin-Halving-Zyklen

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Quelle: Blockpit

Für das bevorstehende Halving lässt sich allerdings nichts mit Sicherheit sagen; Prognosen sind unzuverlässig und die bisherige Anzahl an Beobachtungen (N=3) ist nicht aussagekräftig genug, um verlässliche Vorhersagen zu treffen. Zudem hat sich der Markt grundlegend verändert, darunter durch eine höhere regulatorische Sicherheit in der EU, das verstärkte Auftreten institutioneller Investoren und die Tatsache, dass das Bitcoin-Angebot nicht der einzige Einflussfaktor auf den Bitcoin-Preis ist.

Nach meiner Einschätzung gibt es allerdings vier Gründe, die für einen potenziellen Preisanstieg von Bitcoin sprechen könnten, wobei dies natürlich keine Anlageberatung darstellt:

  1. Erstens könnte sich die geringere Erhöhung des BTC-Angebots infolge des Halvings aufgrund der höheren Knappheit positiv auf den Preis auswirken. 
  2. Zweitens ist eine höhere Nachfrage durch institutionelle Investoren zu beobachten, was sich in mehreren Entwicklungen manifestiert: Über 30 Milliarden USD sind seit Januar in Bitcoin ETFs (ohne Grayscale’s GBTC) geflossen – im März gab es Tage, an denen ETF-Anbieter wie Blackrock über 10,000 Bitcoins gekauft haben, während nur 900 Bitcoin pro Tag durch Mining hinzukommen. Das schafft letztendlich einen deutlichen Nachfrageüberhang. Zumal hier zu beachten ist, dass nach dem Halving nur noch 450 Bitcoins täglich neu dazukommen. Des Weiteren gibt es Bestrebungen, mit breit aufgestellten ETFs in Bitcoin-ETFs zu investieren. Hierfür wurden zuletzt, z.B. von Blackrock, Anträge bei der SEC eingereicht. Auch Staatsfonds ziehen Investitionen in Bitcoin in Betracht. Diese gestiegene institutionelle Nachfrage könnte für einen weiteren Preisschub sorgen.
  3. Die Nachfrage von Retail-Investoren zeigt sich ebenfalls erhöht, was sich in den Google-Suchergebnissen widerspiegelt. Diese sind so hoch wie seit einem Jahr nicht mehr, Allerdings sind sie eben auch weit von den Höchstständen von 2017 entfernt, was Nachholbedarf implizieren könnte. 
  4. Ein weiterer Punkt ist, dass Bitcoins zunehmend gehalten werden. Das zeigt sich darin, dass viele Bitcoins nicht bewegt werden. Dies verknappt die Bitcoin-Geldmenge, die auf dem Markt verfügbar ist, weiter.

Fazit

Erfinder Satoshi Nakamoto hat mit Bitcoin ein faszinierendes System geschaffen, das eine atemberaubende Resilienz aufzeigt und dessen Anreizsystem inspiriert – beispielsweise die transparente und elegante Steuerung der Bitcoin-Menge, wo auch das Bitcoin Halving eine wichtige Rolle spielt. Durch das Halving wird die Wachstumsrate der Bitcoin-Angebots immer weiter reduziert, was zu einer höheren Knappheit  führt. Kombiniert mit den aktuellen positiven Nachfrageeffekten, z.B. durch die Bitcoin-ETFs, könnten wir hier in den nächsten Monaten gewisse Preisdynamiken sehen. Mit Sicherheit lässt sich das natürlich nicht sagen – time will tell.

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